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  • Foto-Ausstellung im Schönbuchmuseum Dettenhausen
  • Geöffnet immer sonntags vom 02.08. - 20.09.2015
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Auf der Straße

„Rasselnd und klappernd geht es die Landstraße entlang, Schritt vor Schritt fetzen die Pferde. Es ist ein ganzes Haus, das sie ziehen, Fenster und Türen sind allerdings kaum zu erkennen, Dach und Außenwände sind von oben bis unten behängt mit Haus- und Küchengeräten von Blech und Eisen, ein andermal mit Stehleitern, hölzernen Kübeln, Kahnschippen, zu den ländlichen Hantierungen passend. Es geht so langsam, daß die Kinder der Familie, den Wagen begleitend, auf der Straße umherspielen und wieder hineinklettern, wenn sie müde sind…“ Szenisch beschreibt Marie Goslich in einem journalistischen Artikel das Leben auf der Landstraße. Die Bilder aus der Kategorie „Auf der Straße“ zeigen die Lebensart der fahrenden Händler und Wandersleute. Das Motiv der Mobilität lässt sich in vielen ihrer Fotografien finden. Goslich portraitierte HändlerInnen, ZirkusartistInnen, SaisonarbeiterInnen und (Über)LebenskünstlerInnen. Die Fotos, die vom Leben auf der Reise erzählen, haben einen dokumentarischen und bisweilen melancholischen Charakter. Marie Goslich schrieb dazu: „Manche dieser Hausierer dehnen die Saison bis Weihnachten aus, so daß sie nur wenige Wochen zu Hause zubringen; ihnen ist die Landstraße die eigentliche Heimat.“ Bei Goslichs dokumentarischer Auseinandersetzung mit dem Wandervolk fällt auf, dass sie gegenüber den mobilen Menschen keine abfällige Haltung einnimmt, sondern vielmehr eine sozialkritische Position in Bezug auf das monetär geprägte Gesellschaftsverständnis bezieht: „Noch andere typische Erscheinungen suchen auf der Landstraße den Lebensunterhalt. Les gagne-petits [Kleinverdiener] nennt sie der Franzose und kennzeichnet damit halb mitleidig, halb verächtlich die geringe Stellung, die sie in der Welt, in der der Mensch nach dem Geldverdienst abgeschätzt wird, einnehmen.“